„Gemeinsam – statt jeder für sich allein“!

Willkommen im Wohnprojekt Mehrgenerationenwohnen

Previous Image
Next Image

info heading

info content

 

  • Leben in einem Netzwerk mit Menschen aus allen Altersgruppen

  • gemeinsam mit Alt und Jung das alltägliche Leben gestalten

  • Nachbarn haben, die man schnell um etwas bitten kann

  • die „Wunsch-Oma“ in der Nachbarwohnung haben

  • die jugendliche Nachbarin um Hilfe beim Computer bitten können

kurz: jeder hat seine eigene Wohnung und ist es möglich,

dass Alt und Jung sich gegenseitig unterstützen,

dass bewusst eine Gemeinschaft aufgebaut wird,

das ist die Idee des Mehrgenerationenwohnens an der Kreuzkirche

 

Momentan sind alle Wohnungen vermietet, aber bei 20 Wohnungen gibt es sicher immer mal Fluktuation. Falls unser Wohnkonzept Sie interessiert, können Sie gerne mit uns in Kontakt treten und sich auf unserer Warteliste registrieren lassen.

 

Mehrgenerationenprojekt Marie-Noack-Haus eingeweiht

Cottbus, 22.06.19

Mit einem offiziellen Festakt wurde am Samstagabend das Mehrgenerationenprojekt „gemeinsam – statt jeder für sich allein“ an der Kreuzkirche eingeweiht. Nach fast einem Jahrzehnt von der ersten Idee bis zur Fertigstellung konnten die beiden Gebäude des Mehrgenerationenprojektes eingeweiht werden.

Weiterlesen...

Im Unterschied zu bekannten Mehrgenerationenhäusern, wo ein Tagesangebot für alle Altersgruppen vorgehalten wird, geht es bei diesem Projekt darum, dass Menschen zusammen wohnen und ein gemeinsames Leben miteinander entwickeln. Die Kreuzkirchengemeinde hat es als Teil ihres Auftrages in der Gesellschaft begriffen, sich für gute und gemeinschaftsfördernde Lebensbedingungen von Menschen einsetzen und damit dem von vielen beklagten Trend zunehmender sozialer Kälte und Einsamkeit entgegenwirken.

Seit März dieses Jahres waren die 20 Wohnungen bezugsfertig und sind zum größten Teil bezogen. Nach Auskunft von Pfr. Hinrich Müller ist es gelungen, bei der Auswahl der Mieter eine Mischung hinzubekommen und Menschen aus allen Altersstufen, Menschen, die in Familien oder allein leben, auch ausländische Mitbürger als Mieter zu haben. Vorab wurde mit den Mietinteressenten ausführlich besprochen, welche Vorstellungen von gemeinsamem Wohnen sie denn verwirklichen wollten.

Auch wenn die Kirchengemeinde vermittelt und fördert, hängt es natürlich in erster Linie von den Bewohnern der Häuser ab, das gemeinsame Leben zu entwickeln und die Grundidee Wirklichkeit werden zu lassen.

Die Einweihung nahm der Superintendent des Kirchenbezirkes Lausitz der Selbständigen Ev.-Luth. Kirche (SELK), Pfr. Michael Voigt aus Guben vor – mitgestaltet vom Ortspfarrer und von Gliedern der Gemeinde. Für einen fröhlichen musikalischen Akzent sorgte der Gospelchor der Gemeinde, die St.Peter-Gospelsingers. Mit der Einweihung hat das Projekt auch einen Namen bekommen. Es wurde nach einem sehr verdienten Gemeindeglied „Marie-Noack-Haus“ benannt. Marie Noack hat bis 2016 in der Gemeinde gelebt und ist vielen Menschen aus Cottbus-Sielow und den umliegenden Dörfern noch gut bekannt, weil sie dort u.a. in den 1970er Jahren als Gemeindeschwester gearbeitet hat und vielen – dank ihrer umfassenden Kenntnisse in der Naturheilkunde – bei gesundheitlichen Schwierigkeiten geholfen hat.

In den offiziellen Grußworten wurde der Mut der Kirchengemeinde, solch ein Projekt in Angriff zu nehmen, gewürdigt. So bewertete die Bürgermeisterin, Frau Marietta Tschoppe, das Marie-Noack-Haus als zukunftsweisendes Modellprojekt auch für die Stadt Cottbus. Die Stadt Cottbus hatte eine finanzielle Unterstützung für die Sanierung des Gemeindehauses gewährt, das indirekt auch zum Projekt Marie-Noack-Haus gehört, weil die Gemeinderäume auch als Gemeinschaftsräume für das Projekt dienen sollen.

Nach dem offiziellen Teil waren alle Gäste zu gemütlicher Runde mit Essen und Trinken geladen. Auch die neuen Mieter des Hauses waren aktiv beteiligt, diesen Teil der Feier auszugestalten, so dass es auf dieser Ebene zu einer schönen Zusammenarbeit von Gemeinde und Bewohnern des MNH kam.

Hintergrund:

Vor mehr als 10 Jahren hatte die Kreuzkirchengemeinde das Problem, dass auf dem Nachbargrundstück Karlstr. 79 eine Ruine stand, von deren eingestürztem Dach ständig Wasser in die Außenwand des Gemeindehauses in der Karlstr. 80 lief. Es ging kein Weg rein, mit der Eigentümerin eine Lösung zu finden. Schließlich sah die Gemeinde keinen anderen Weg, als das Grundstück und Haus im Rahmen einer Versteigerung zu kaufen, um das eigene Gemeindehaus zu schützen. Jetzt hatte die Gemeinde ein Grundstück mit einer Ruine drauf. Abriss und weitere Schäden vom Gemeindehaus abwenden, war leicht zu bewerkstelligen.

Allerdings: Die Frage war: Was macht die Gemeinde jetzt mit dem Grundstück?

Es wurde die Idee entwickelt, auf dem Grundstück ein Wohnprojekt zu realisieren, bei dem gemeinsames Leben ermöglicht wird.

Um dieses Ziel zu erreichen musste die Gemeinde einen langen Weg gehen. Die größte Schwierigkeit war, eine Finanzierung hinzubekommen (2,8 Mio waren nötig). Irgendwann hat es funktioniert:

Die Sparkasse Spree-Neiße hat schließlich einen Kredit zu Konditionen geboten, mit denen die Realisierung des Baus möglich wurde. Ein weiterer Finanzierungsbaustein wurde als Darlehen von der Selbständige Ev.-Lutherische Kirche (SELK) bereitgestellt. Und schließlich hat die Stadt Cottbus geholfen, indem sie die Sanierung des Altbaus gefördert hat, in dem Gemeinschaftsräume für das Mehrgenerationenwohnen entstanden sind.

Im Januar 2018 wurde der Grundstein gelegt. Im Juli war Richtfest. Entstanden sind zwei Gebäude, mit insgesamt 20 Wohnungen unterschiedlicher Größe. Zum 01.03.2019 konnten die ersten Mieter einziehen. Bis auf zwei kleine Ein-Raum-Wohnungen (eine davon ist eine rollstuhlgerechte Wohnung) sind alle Wohnungen vermietet.

Mit dem Einzug der ersten Bewohner begann für die 10-köpfige Kommission aus der Gemeinde, die für das Mehrgenerationenhaus zuständig ist, eine neue Aufgabenstellung. Jetzt geht es darum, das gemeinsame Wohnen Realität werden zu lassen. In regelmäßigen Mieterversammlungen werden Grundideen ausgetauscht. Wie kann Nachbarschaftshilfe organisiert werden? Wer hat welche Bedarfe? Wer kann was bieten? Wer möchte was mit wem zusammen machen? Wer lädt zu welcher gemeinsamen Aktivität ein. Angebote und Nachfragen werden auf dem schwarzen Brett veröffentlicht.

Die Namensfindung für das Haus war ein sehr eindeutiger Vorgang in der Gemeinde. Nachdem der Vorschlag, das Haus nach Marie Noack zu benennen, auf dem Tisch lag, gab es ausschließlich positive Zustimmung. Marie Noack war in den 1950er Jahren als Gemeindehelferin in den Ev. Kirchengemeinden in Willmersdorf, Döbbrick, Skadow, und Lakoma angestellt. Für sie war klar: Zur kirchlichen Jugendarbeit gehört wesentlich auch die Musik. Sie gab Klavier-, Flöten- und Trompetenunterricht; leitete zeitweilig den Posaunenchor und spielte die Orgel in der Kreuzkirche am Bonnaskenplatz.

Ihre Arbeit wurde staatlicherseits sehr genau beobachtet und argwöhnisch begleitet. Der Staat wollte erreichen, dass die Menschen, die mit jungen Leuten zu tun haben, diese auch im sozialistischen Sinne beeinflussen. Marie Noack wollte sich nicht vom Staat gängeln lassen und schlug einen neuen Weg ein. Sie machte eine Ausbildung als Krankenschwester, arbeitete zunächst als Lehrschwester im Naemi-Wilke-Stift in Guben und später dann als Gemeindeschwester in Sielow, wo sie vielen noch heute in guter Erinnerung ist.

Ihr unbeugsamer Wille, sich nicht staatlich instrumentalisieren zu lassen und die von ihr betreuten Menschen eben nicht politisch zu beeinflussen, erzwang einen weiteren Berufswechsel. Bis zur Pensionierung arbeitete sie als Altenpflegerin im Wichernhaus in Cottbus.

Ihr herausragendes Merkmal war ihre Sachkenntnis in Naturheilkunde. Vielen Menschen konnte sie helfen, deren Erkrankungen die Schulmedizin nicht wirklich heilen konnte. Auch dafür sind ihr bis heute viele Menschen dankbar.

Im Ruhestand konzentrierte sich ihr Engagement wieder stärker auf ihre Kirchengemeinde. Immer wieder übernahm sie Vertretungsdienste als Katechetin, leitete den Seniorenkreis und hatte vor allem die liturgischen Traditionen und Gewohnheiten sehr genau vor Augen. Eigentlich gab es keine Fragen zum Gemeindeleben, die sie nicht beantworten konnte.

Die Kreuzkirchengemeinde ist Marie Noack unendlich dankbar für die zahlreichen Dienste, die sie übernommen hat.